GalerieWerkstatt Blickwinkel

  • MEINE GESCHICHTE MIT DEM MALEN UND MIR.....

    ...begann vor ca. 6 Jahren. Ich hatte viel Zeit, da ich ein Jahr Auszeit von der Arbeit genommen hatte, es war die Zeit für die Neuorientierung gekommen. Ich holte mir eines Tages ein Kurs-Programm und entdeckte einen Aquarellkurs der angeboten wurde, jedoch dies alleine war es noch nicht, der Reiz für mich lag nämlich hauptsächlich darin, dass dieser Kurs im Freien statt gefunden hat.

    Keine Ahnung von irgendwas, doch offen für alles Neue, es machte mir Spaß und ich bin auf den Geschmack gekommen. Jetzt wollte ich mehr und andere Techniken und Erfahrungen machen. Ein Zeichenkurs wurde angeboten und auch hier griff ich wieder ohne Hemmungen zu. Aha, Zeichnen war eine ganz neue Erfahrung, Bleistifte, Kohle, Perspektive, räumliches Sehen, Schraffuren, diverse Bleistiftstärken, weich, hart , etc. Licht, Schatten, Themen mit denen ich noch nie so bewusst in Berührung kam. Es hatte mich gepackt, ich wollte mehr wissen. Ich begann mir zu begegnen. Im Unterricht stellte ich Verhaltensweisen an mir fest, welche mir ganz schön zu schaffen machten. So konnte Ich es nicht ertragen, Aufgaben zu erfüllen, welche mir keinen Spaß machten, es machte mir Freude neue Möglichkeiten zu erfahren , doch was mir nicht gefiel führte ich nicht aus. Jetzt wurde mir klar, Lehrangaben gefallen mir auf diese Art und Weise nicht. Ich brauchte also einen anderen Weg des Lernens....Da kam auch schon das auf mich zu was ich brauchte, es war ein freier Portraitzeichenkurs. Künstler treffen sich jeden Samstag Vormittag im Kunsthaus und es werden Gesichter gemalt oder gezeichnet, und jeder macht dies so, wie er will und kann, ohne Anweisung. Meine Neugierde war geweckt. Anfangs kam ich mir schon etwas komisch vor, so ganz ohne Kenntnisse, doch da mir niemand über die Schulter sah und jeder vor sich hin malte, war diese Scheu dann auch schnell überwunden. Ich fühlte mich frei und zeichnete – malte drauf los. Noch immer, wenn ich daran denke überkommt mich das Gefühl neu geboren worden zu sein. Der Blick veränderte sich, ich entdeckte neue Dinge, neue Welten, neue Sichtweisen. Dadurch, dass ich nun nicht mehr nach Anweisungen agierte musste ich lernen genau hin zu Sehen und zu Beobachten und dies übertrug sich auch auf mein restliches Leben. Es war spannend die Welt mit anderen Augen zu sehen. Es wurde auf einmal so viel in Gang gesetzt. Mein Interesse, meine Wissbegier, dies alles wurde immer mehr angeregt. Menschen, Gesichter zu malen, von Menschen, welche wir auf der Straße ansprachen und die sich ein paar, damals noch Mark, verdienen konnten. Es waren ganz unterschiedliche Menschentypen, Alkoholiker, Kaputte, Neugierige, Touristen – manche von Ihnen fingen an zu erzählen, von Ihrem Schicksal, ihrem Lebensweg, ihren Träumen und diese Eindrücke, flossen unweigerlich in die gemalten Bilder mit rein, es war nicht nur einfach das Malen, es war das Leben, welches sich auf einmal in mir zu regen begann und ich wollte mehr erleben. So kam ich zum Aktzeichnen, wieder eine freie Gruppe und wieder hatte ich keine Ahnung. Auf einmal sitzt, steht oder liegt ein nackter Mensch vor dir und du wirst wieder mit neuen Eindrücken konfrontiert, auch hier war es wieder eine Begegnung mit mir selbst. Es machte mir zum Beispiel keine Freude dünne Menschen zu malen, jedoch so richtig dicke, da verspürte ich Lust und Freude mit Farben zu malen und großzügigem Schwung, die Fülle des Lebens war hier zu spüren. Das Aktzeichnen machte ich ungefähr ein Jahr lang, ebenso das Portraitzeichnen. Wir hatten dann auch Aktzeichenkurse im Freien, ich empfand auf einmal eine ganz neue Lebensqualität, neue, andere Menschen begegneten mir. Die Kunst begann immer mehr Raum einzunehmen, wobei es auch hier gar nicht all zu sehr alleine auf die Kunst beziehen möchte, es war tatsächlich dieses neue veränderte Leben, dieser neue Blick. Es hat mir gefallen, was ich gemalt habe, obgleich ich Anfänger war, dieses Staunen über das, was ich tatsächlich kann, jedoch nie für möglich gehalten hätte, dass ich es kann. Am besten gefielen mir meine Bilder, welche einen Ausdruck hatten, es war nicht wichtig, ob die Augen richtig sitzen, oder die Hüfte am rechten Fleck ist. Gerade die Unvollkommenheit war es die mich angesprochen hat, das Aushalten des nicht perfekt sein zu müssen. Diese Unvollkommenheit spricht mich bis heute an, wahrscheinlich deswegen, da wir alle immer 100%ig sein wollen. Weiter ging es dann damit, dass ich mir ein Atelier mit Schaufenster gemietet habe. Kurzerhand stand ich vor diesen Räumen und griff zu, hier begann es dann mit der abstrakten Malerei, ich kam zum Öl und zum Acryl und die Formate von DinA4 und DinA3 wuchsen auf immer größere Flächen. Jetzt war ich alleine in meinem neuen Reich und ich konnte noch freier drauf los arbeiten. Ich entdeckte die Farbwelt und ließ mich entsprechend von dieser inspirieren. Ein Traum des Eintauchens in diese wunderbare Welt. Eigene Welten entstehen zu lassen und daraus Formen wachsen zu sehen. Bis heute ist es mir geblieben ohne Plan, ohne Vorstellung zu arbeiten und ich erfreue mich an dem, was entsteht und es entsteht immer etwas und immer ein neuer Anspruch kommt hinzu, so wie ich sonst alles was Fläche war mit Farbe zugemalt habe, dann hatte ich das tiefe Verlangen freie Flächen zu lassen und trotzdem meine Farbwelt am Leben zu erhalten. Seit einiger Zeit ist mir das Papier begegnet. Chinesische Papierarten, handgeschöpftes Papier und das Papier ansich, ich kombiniere es mit Farbe, Kohle, Tusche, die Lufitgkeit dieses Materials spricht mich an, so spüre ich mich, begegne mir in meinem Bedürfnis, bunt oder dezent zu gestalten, voll mit Farbe, oder in schwarz/weiß. So erlebe ich das Leben wie es sich mir präsentiert und dies einfach geschehen lassen zu können ist wahrlich ein Geschenk ...

                                                                                         Fürth, 23.06.2006

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